Heute nach Geschäftsschluss auf der Goethestraße

begann auch mein Geschäft wieder zu blühen.
Wie immer, wenn diejenigen, die sich für die edlen Teile bei Versace, Burberry & Co. interessieren endlich denjenigen den Weg frei machen, die sich für die edlen Teile unter Klamotten von Versace, Burberry & Co interessieren.

Große Chancen auf exorbitante Gewinne hatte ich mir heute allerdings nicht gemacht, nicht nur wegen der minus 9 Grad, sondern vor allem wegen eines zum Vegetariertum konvertierten Möchtegernfixhundes, der mich aus Versace, Burberry & Co heraus in einen roten Latextanga hinein gezwungen hatte.

Um die Wartezeit auf erste (und zweite und dritte) Interessenten halbwegs sinnvoll zu nutzen, telefonierte ich nach meinem Hoffotografen, damit er schon mal ein paar Bilder für unsere Annonce in der "Happy Weekend" schösse, dessen Reh ließ mich allerdings wissen, er wäre gerade mit einem Silikontransport unterwegs nach Thailand.
Da stand ich also in meinem roten Latextanga, hatte Visionen von Wachspüppchen in Windhundform und bei Ebay ersteigerten Woodoo-Nadeln und wollte mich gerade auf den Weg ins Café W. machen um zu schauen, ob die Nebenhausbesitzerin vielleicht lesbisch ist und ich sie eventuell dem Paule ausspannen kann, als eine Stimme mit vor Geilheit tremolierenden Stimmbändern mich von hinten anraunzte:
"Heeeeeee Duuuuuu!"
Ich fuhr herum und kiekste kokett : "Wer, ich?"
"Psssssssssssss!" machte die Stimme und ich flüsterte noch einmal
"Wer, ich?"
"Genaaaaauuuu!"

"Ja, was denn, Du Arsch?", schrie ich ungeduldig aus meiner Latexbuxe heraus und stampfte mit dem High Heel auf, den mir war langsam schweinekalt.
"Du bist doch die laszive Latex-Lola, gelle?" schmatze erregt der Tremolierende.
In einem Anflug von an mir nicht oft zu beobachtender Ehrlichkeit wollte ich es gerade verneinen, die berühmt-berüchtigt-begehrt-begrapschte Kaiserstraßenkönigin Lola zu sein, aber nach den ersten zwei Buchstaben des "Nein" machte meine Zunge in einem Anfall von Intelligenz auf dem Absatz kehrt und ich setzte das "Ne..." mit "..nn mich gefälligst FRAU Latex-Lola, Du schuppiger Sklavenwurm!" fort.
Nun begannen zusätzlich zu seiner Stimme auch seine Augen vor Entzücken zu tremolieren, er nestelte mit keuchenden Fingern zehn 100-Euro-Scheine aus seinem Hosenlatz und bat mich, ihn beim Genick zu packen und ihn zu seinem in Rufweite stehenden Trabant de Luxe zu führen, mit dem wir zu seiner Wohnung nach Rödelheim-Ost fuhren.

Mit allem Möglichen hätte ich gerechnet, mit einer Ostalgie- oder Rittmeisterpeitschensammlung, mit mit aus der "Heim und Welt" ausgeschnittenen Bildchen von Heinos oder Helmuts Hannelore, dem Papst oder Prinzessin Caroline tapezierten Wänden oder auch mit einer im Schaukelstuhl gen Jenseits wippenden Frau Mama, aber nicht mit dem Szenario, das sich meinen von gefrorener Wimperntusche verklebten Augen bot.
Durch die ganze Wohnung krabbelten und krauchten, schlängelten und schlurften, hüpften und hinkten Nacktputzsklaven in allen Größen, Formen und Farben.
Direkt vor mir pflanzte gerade einer mit dem Mund reizende Bonsai-Bäumchen in roséfarbene Töpfchen und gen Küche sah ich einen Jüngling mit blankpoliertem Prachthintern krabbeln, der eine Ladung ungekochter Spaghetti in ebendiesem transportierte (ob diese Transportart auch mit gekochten Spaghetti noch funktionierte, konnte ich leider nicht beobachten).
Während ein weich gekocht aussehender Dicker vom Typ "Herr Generaldirektor, das Paradeschwein" mit seiner bloßen Wampe und jeder Menge Bohnerwachs das Wohnzimmerparkett auf Hochglanz rubbelte und dabei genussvoll im Takt seiner auf den Boden klatschenden Bauchschwarte grunzte, sah ich im Badezimmer einen biegsamen Sportlertyp mit seinem Bürstenhaarschnitt unermüdlich das Toilettenbecken schrubben.

"Das soll für die nächste Stunde Dein Reich sein!", raunte mein Auftraggeber und schielte mich in devoter Extase an. "Gib ihnen Befehle, kommandiere sie rum, tritt sie, peitsch sie, schlag sie...!" und setzte dann, plötzlich mit in gewisser Weise unpassender, empörender Willenskraft hinzu: "Aber wehe, Du verlangst von Ihnen Schlimmeres als von mir!"
Ein Tritt an die Stelle, an der Torreros Löcher in den Hosen haben, brachte ihn aber schnell wieder in sein Sklavenhimmelreich zurück und er kroch auf allen Vieren zu einem Schränkchen, fingerte mit den Zähnen darin herum und apportierte mir dann schwanzwedelnd weitere zehn 100-Euro-Scheine.

Daraufhin krisch ich erbost: "Für was hältst Du mich eigentlich, dass Du glaubst dass ich für 2000 angeschlabberte Euro eine Stunde lang diesen ganzen Perversen beim Putzen zuschaue? Ich bin doch nicht die Latex-Lola!", warf ihm die Telefonnummer einer promovierten Domina vor die Knie, nahm mir noch einen Apfel aus der Obstschale und fuhr mit der S-Bahn nach Hause.

IHR Pinocchio-Preis ist mir nämlich lieber als ein nacktes Kampfputzgeschwader!
(Äh, ja, der Link wird nicht angezeigt, dann eben nicht...
... oder doch?
http://svashtara.twoday.net/)
svashtara - 5. Feb, 01:14

Wow,

mit diesem Text kommen Sie dem Preis schon beträchtlich nahe. Ein wahres Feuerwerk!!! Sehr genial. Ich nehme Sie sofort in die heute Liste mit auf. Das dürfen die Anderen sich absolut nicht entgehen lassen! Super!!!

rosmarin - 5. Feb, 02:54

aaaaaaaaaaaaaaaaaaarghhhhhhhhhhhhhhhhhhh
unglaublich..... hilfe.... wo ist bloss der feuerlöscher.....

40plusX - 5. Feb, 06:58

GRÖÖÖÖÖÖÖÖHHHHHHHLLLL!

(ich ahnte schon länger, dass Du "gewisse" Talente hast)

Truckle - 5. Feb, 10:31

Ja, ja, diese schlimmen Bankfurter, hoffnungslos versaut und verdorben... ;-)

Liebe Grüße!

WilderKaiser - 5. Feb, 13:52

ich finde deine Reaktion richtig.

Für solche Jobs sollte man qualifiziert sein. Das Peitschenknallen kann schließlich nicht jede. ;-)) LG, WilderKaiser

rpk - 5. Feb, 18:24

gib mir tiernamen, herrin......


Missa Solemnis - 5. Feb, 23:29

Juchai

jede Menge neuer Kundschaft.
Also schön alle in einer Reihe hinknien und abwarten, bis die Herrin am Donnerstag wiederkommt.
Aber nicht wegkrabbeln, gell.

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