Mittwoch, 19. April 2006

Das Rätsel um Spatzi ist gelöst

Nun, es ist wie ich vermutete. Es gibt sie beide: Spatzi und Blödi.

Blödi ist Barbaras Alltags-Blödi und Spatzi ist Barbaras Urlaubs-Spatzi.
Ich hatte das durchaus damals alles richtig verstanden: Spatzi ist Türke und lebt in der Türkei und das, was Barbara nicht dazugesagt hatte, hatte ich auch richtig verstanden: Spatzi ist jung. Nämlich 29. Dagegen ist Blödi schon ein alter Sack mit seinen 38 Jahren.

Spatzi und Blödi wissen nichts voneinander. Das sagte Barbara im Nebensatz, nur so für den Fall, dass mir Blödi mal wieder irgendwo begegnet.

Blödi kenne ich ja schon von der Party. Von Spatzi habe ich heute Fotos auf ihrem Handy gesehen.
Ich glaube man merkt es mir meistens wenigstens nicht an, wenn ich konsterniert bin.
Es wird wohl Zeit, mal wieder an den Fundamenten meiner Prüderie zu rütteln. Aber so sehr ich auch rüttele, Spatzi und Blödi sind irgendwie zu viel für mich. Anscheinend jedoch nicht für Barbara.

Möglicherweise habe ich hier ein Problem. Den Zahnarzt kriege ich nicht, weil er eine Freundin hat und Lachs frißt. Barbara kriege ich nicht, weil sie zwei Spatzis hat.
Ihn und sie an einem Tag innerhalb weniger Stunden zu sehen, war doch in gewisser Weise ein overload.

Merke: Nach dem Zahnarztbesuch nie ins Studio gehen.

Dienstag, 18. April 2006

THOU SHALL NOT

Das erste Gebot für Zahnärzte:

DU SOLLST KEINEN LACHS FRESSEN, BEVOR DU EINEN PATIENTEN BEHANDELST.

Ich war drauf und dran, etwas zu sagen. Das ist doch wirklich eine Frechheit. Anscheinend hatte er auch noch mit den Fingern gefressen, denn nicht nur seinem Mund entströmte eine Brise Fischluft, sondern vor allem seinen Wurstfingern in den Handschuhen, mit denen er in meinem Gebiss herumbohrte.
Ich finde das unmöglich. Ich hatte mich rücksichtsvoll mit wohlschmeckendem Parfüm eingedieselt und mit einer halben Tube Zahnpasta auch noch den letzten Hauch Kaffeeduft aus meinem Mund herausgescheuert und der frißt zum Frühstück Lachs und geniert sich nicht, danach Patienten zu behandeln.
Das wäre auf Distanz schon unangenehm gewesen, aber bei der Behandlung der Rückseite eines oberen Schneidezahns liegt der Zahnarzt dem Patienten praktisch bäuchlings auf der Brust, die Stellung kommt schon einer Vergewaltigungspose nahe.

Kaum vorzustellen, wenn das meiner geworden wäre.
Dann wöge er mindestens 13 Kilo weniger, hätte eine Frisur und fräße vor allem keinen Fisch.

Freitag, 14. April 2006

Ich hätte gern noch ein paar mehr Blogs

und vielleicht mach ich mir die auch, wenn ich mal zu unfaul zum Garnichtstun bin.

Ich hätte gern ein Blog für die faszinierendsten Passagen aus den Büchern, die ich lese.
Eine Sammlung meiner Lieblingstextstellen.

Außerdem hätte ich gern ein Blog für die Liedertexte, die mich am meisten berühren.
Diese beiden Textblogs könnte man eventuell zusammenlegen.

Dann hätte ich gern ein Blog für jede einzelne meiner Stimmungen. Ein Verzweiflungsblog, ein Zynismusblog, ein Aggressionsblog, ein albernes Blog, ein Zufriedenheitsblog und noch viele mehr.

Dazu ein Blog für mich als Studierende.
Und eins für mich, die Tochter meiner Eltern.
Eines für mich, die Bekannte meiner Freunde.

Ich hätte das gern alles getrennt. Nicht ein Blog, mein Blog mit verschiedenen Rubriken, sondern lauter streng voneinander getrennte Einzelblogs, wo niemand das eine in Verbindung mit den anderen bringen würde, denn ich bringe das alles ja auch nicht mit dem anderen in Verbindung, sondern erlebe es gespalten und spüre keinen Zusammenhang zwischen dem Ich in Stimmung A und dem Ich in Stimmung B und dem Ich in Stimmung C.

Aber das ist zu umständlich. Darum lasse ich es und darum schreibe ich kaum noch. Es macht mir keinen Spaß, alles in ein Blog zu schreiben, das passt nicht, aber mir die Mühe zu machen, X neue Blogs zu eröffnen und dann entscheiden zu müssen, wann ich was in welches schreibe, habe ich keine Lust.


Wenn ich gerade aber schon mal schreibe, möchte ich zwei Fliegen mit einer Klappe streicheln und wenigstens einen schönen Text hier loswerden.
Schön im Sinne von "amüsiert mich ungemein".


"Ich arbeite nicht gern mit Patienten, die verliebt sind.
...
Vielleicht ist es die Tatsache, dass Liebe und Psychotherapie im Grunde unvereinbar sind. Ein guter Therapeut kämpft gegen die Dunkelheit und sucht Ereuchtung, während die romantische Liebe im Mysterium Nahrung findet und bei näherer Prüfung in sich zusammenfällt.
Ich hasse es, der Henker der Liebe zu sein.

Doch obwohl sie mir gleich zu Beginn erzählte, dass sie in eine hoffnungslose, tragische Liebe verstrickt sei, habe ich nie eine Minute gezögert, Thelma als Patientin anzunehmen.
Alles, was ich auf den ersten Blick sah- das faltige Gesicht einer Siebzigjährigen, das schüttere, mit Wasserstoffsuperoxyd gebleichte, ungepflegte gelbliche Haar, die mageren blaugeäderten Hände - sagte mir, dass sie sich irren musste, dass das nicht wahr sein konnte.
Wie konnte die Liebe einen so gebrechlichen, klapprigen, alten Körper auswählen oder sich in diesem abgetragenen Jogginganzug aus Polyester niederlassen?"


(aus Irving D. Yalom, "Die Liebe und ihr Henker")

Samstag, 8. April 2006

...

Weil ich so ein dummes, fettes rosa Glücksschwein bin und weil sogar mir die Glücksfee alle Jubeljahre mal mit ihrem Zauberstäbchen eins über die Rübe haut, schreibe ich jetzt nicht das ins Blog, was mich auf der unangenehmen Ebene bewegt. Die würde die gerade eben so überraschend freigelegten Millimeterchen der dünnen angenehmen Ebene ja sofort wieder unter sich verschütten und zukleistern.
Wenn ich nach morgen immer noch Anlass habe, über die andere Ebene nachzusinnen, kann ich ja immer noch schreiben. Mit der größten Wahrscheinlichkeit wird es so sein. Wie sagte ich nach der Barcelona-Reise: Übung macht nicht aus allen einen Meister, aber es kann durchaus hilfreich sein, zu üben und manchmal führt es sogar zu etwas.

Ich konzentriere mich noch bis morgen gegen 10 Uhr auf diese rätselhafte, so unbekannte und unerforschte andere Ebene, die angenehme.
Ich wusste nicht (mehr?), dass mein Gehirn in der Lage ist, Freude zu generieren. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal wirklich spürbar gefreut hätte. Ich meine diese emotionale Freude, also die Gefühls-Freude, die, die man spürt und nicht nur denkt.

Behandelt werden beide Emotions-Pole gleich. Ich unterscheide in der Behandlung die negativen Gefühle nicht von den positiven, die positiven haben letztendlich die gleiche bedrohliche Wirkung, bringen mich gleichermaßen aus der Bahn und balancieren gleichermaßen auf Messers Schneide, bevor sie dadurch dann aufs Schärfste entschärft werden.
Mit einiger Mühe konnte ich den gestrigen Tag aber sauber halten. Wäre es nicht schändlich gewesen, einen Glückstag zu beflecken? Es gab also eine Jogging-Performance am Main anstelle von Weißwurst mit Ketchup.
Aber heute ist ein neuer Tag und ich habe noch nicht entschieden, was es zum Abendessen geben wird.

Freitag, 7. April 2006

...

5 + 5 + 2 = 12

12 : 3 = 4

4

Ich verabschiede mich in eine Ohnmacht.

Montag, 3. April 2006

Hätte ich DEN haben wollen?

DEN, der das Gegenteil von dünner wird und dessen Haare mehr und mehr von der Frisur zum Zustand verkommen?
Schauen meine Augen plötzlich durch eines anderen Geisteszustands Brille, oder wird er von Mal zu Mal unattraktiver?
Habe ich etwa vor SEINEM Haus im Sommer vor zwei (oder gar schon vor drei?) Jahren Abend um Abend gesessen und gehofft, ihm zu begegnen?
Sind die für mich ansonsten ungewöhnlichen Narben auf der Oberseite der Arme etwa so alt wie die Erinnerung an den Tag, als ich IHN Hand in Hand mit seiner Freundin am Deutschherrenufer sah?
Es macht also nicht einmal mehr Spaß, eine kariöse Stelle hinter dem Veneer zu haben.
("Da hat sich auf der Rückseite ne kariöse Stelle gebildet, sehnse?" - "Jo, aber ich dachte, ich hätt mir halt das Veneer n bisschen dreckig gemacht." - "Neeee, neee, dreckich werden die aber nicht, ne! ")

Auch Barbara wird von Mal zu Mal nicht schöner und nicht faszinierender.
Wo ist die Schönheit geblieben, wo das Gefallen, wo die Faszination?
Was kann einen denn noch antreiben, wenn nicht einmal mehr Faszination da ist, irgendwo?

Es ist Frühjahr und die Welt stirbt wieder.

Samstag, 1. April 2006

Manchmal kommt man nicht darum herum

etwas mit Leuten zu unternehmen, die man nicht leiden kann.
So sehr sollte das Leidenkönnen nicht immer im Vordergrund stehen, oft gebührt der Taktik oder auch nur der bloßen Vernunft der Vorrangplatz.

Der Indifferenzkurvenpudel glitt in einem Jaguar an uns vorbei, als wir auf dem Weg vom Hörsaalgebäude in die Bar waren und schon johlten sie.
Boah ey, isch fasses net, die alde Sau! Im JA-GU-AR!
So wie sie alle wirken, hätten sie ihn lieber in einer Ente mit Atomkraftneindankeaufkleber gesehen.
(Aber wie ein Jaguar aussieht, wissen sie frappierenderweise alle).
Ach guter Pudel, Du bist schon ein ökonomisch intelligent handelndes Wirtschaftssubjekt. Meine Sympathien hast Du.

Eine Stunde habe ich immerhin investiert, um mit den Leuten, mit denen ich eine Projektarbeit werde ausarbeiten müssen, Kommunikationsversuche zu unternehmen.
Nach einem von 8.30 bis 16 Uhr dauernden Dialogmethodeseminar hätte mir das eigentlich leichter fallen müssen.
Aber wie gesagt, man geht nicht immer nur zum Vergnügen mit Leuten Kaffee trinken. Auch dann nicht, wenn es nur die eigenen Kommilitonen sind.

Dass zur Zeit mal wieder mein gesamter Bekanntenkreis darum herum kommt, mit mir zu kommunizieren, ist ein anderes Thema und fällt wahrscheinlich meiner Blogunwilligkeit zum Opfer, zumindest im Moment. Ich gehe erst mal joggen oder essen oder lesen oder ins Bett.

Donnerstag, 30. März 2006

Versagen

Das Wort fasziniert mich.

Ich habe ein selbst für mich selber kaum nachvollziehbares Faible für Wörter, meistens für Wörter, denen außer mir kaum ein Anderer besondere Aufmerksamkeit schenken würde.
Manche Wörter üben eine solch ungemeine Anziehungskraft auf mich aus, dass sie mir oft stundenlang nicht aus dem Kopf gehen und in mir gefangen sind wie in einer Endlosschleife.

Versagen

Allein stehend finde ich es schon gigantisch. Es klingt final, kompromisslos. Es klingt nach Zusammenbruch, Auflösung, Vernichtung, am meisten nach einem langsamen, akzentuierten, koordinierten Zusammenbruch. Nach einer planvollen Kapitulation.
Jedes Versagen hat Struktur. Es passiert nicht einfach so, es tritt nicht unerwartet ein wie ein Zusammensturz oder eine Explosion, es hat eine Vorlaufzeit, etwas arbeitet unter der Oberfläche und die Effekte treten nach und nach zu Tage. Versagen ist kein Ereignis, sondern ein Prozess.

Noch besser gefällt mir das Wort in Verbindung mit einem anderen.

Organversagen
Systemversagen
Marktversagen

Marktversagen.
Dieser Begriff hat die Endlosschleife ausgelöst und sich selbst darin gefangen.
Ich stelle mir ein Marktversagen vor und starre darauf wie in einen Fernseher, aus dem ein fesselnder Film strahlt.

Wie gigantisch muss ein Marktversagen sein, was für ein gewaltiger Prozess muss das sein.
Was für ein enormes, perfektes Zusammenspiel muss hinter einem Marktversagen stehen und was für machtvolle Faktoren müssen es sein, die es auslösen könnten.
So machtvoll, dass Marktversagen eigentlich nur ein Gedankenmodell ist, anders als zu einem Organ- oder Systemversagen kann es zu einem wirklichen Marktversagen an sich gar nicht kommen.

Gerade deshalb stelle ich mir diesen Begriff in Musik oder Form gebracht vor. Wie würde eine musikalische Darstellung eines Marktversagens klingen? Wie würde es gemalt aussehen, welche Farbe hätte es?

Ich liebe Wörter. Vielleicht lege ich ein Wörterblog an. Mit meinen Gedanken zu den Begriffen, die mich faszinieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Marktversagen

Apocalipsis cum figuris

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Jacek/Siva Kaspszyk, Zbigniew Preisner, Jacek Kaspszyk
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